Bin ich zu undiszipliniert, um zu bloggen?

Schlafender Koala, der zusammengesunken auf einem Ast sitzt.
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Sharon Co auf Unsplash

Fangen wir mal mit schonungsloser Ehrlichkeit an: Das hier ist bestimmt das dritte Blog, das ich beginne. Ich hab nie lange durchgehalten - und mich danach selbst dafür niedergemacht. NIE halte ich etwas durch, IMMER bin ich undiszipliniert. Das sind mächtige Glaubenssätze, die uns mächtig im Weg stehen können. Zeit, dieses Muster zu durchbrechen!

Glaubenssätze können uns lähmen

Der wenig hilfreiche Glaubenssatz "NIE halte ich etwas durch" hat also dafür gesorgt, dass immer das gleiche Muster bei mir ablief: Ich fing voller Begeisterung mit einer Sache an, schaffte es dann mal eine Zeit lang nicht, am Ball zu bleiben, und fühlte mich dadurch in meinem Glaubenssatz bestätigt. Daraufhin gab ich die Sache enttäuscht auf - war ja klar, dass ich das nicht schaffe. So läuft es ja IMMER. Dabei hätte ich nach der Durststrecke natürlich einfach weitermachen können, statt der sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu folgen.

Es kann schlau sein, Dinge aufzugeben

Wann immer ich etwas abbrach - etwa das Schreiben eines Blogs, aber auch Gitarre spielen, diverse Sportarten und andere Hobbys - schob ich es also auf mein mangelndes Durchhaltevermögen und wertete mich innerlich dafür ab. Das Selbstbild der Undisziplinierten verfestigte sich mit jeder neuen Erfahrung in dieser Richtung. Dabei kann es natürlich auch gute Gründe haben, Dinge nicht weiterzumachen: weil sie nicht zu einem passen. Weil sie eine Zeit lang passend waren, dann aber nicht mehr. Weil man eine Scanner-Persönlichkeit besitzt, also sehr vielseitig interessiert ist, aber eher nicht in die Tiefe gehen mag. Weil im Leben die Prioritäten gerade andere sind. Doch weil Glaubenssätze mächtig sind, verdrängen sie oft alle anderen Erklärungen. Das Muster wird dadurch immer starrer.

Muster sind wie Autobahnen in unserem Kopf

Wie schafft man es, ein solches Muster aufzulösen? Das ist gar nicht so einfach. Du kannst dir solche Muster wie Autobahnen in deinem Gehirn vorstellen: Sie sind schön breit, eben, es lässt sich wunderbar darauf fahren. Du kennst die Strecke in- und auswendig. Gut, sie führt nicht dahin, wo du hin willst, aber dennoch ist es ein wahrer Kraftakt, eine Ausfahrt zu nehmen. Und wenn du es dann geschafft hast, bist du plötzlich auf einem holprigen Feldweg mit lauter Schlaglöchern, und weil das so anstrengend ist, kann es passieren, dass du ganz unbewusst doch wieder auf die Autobahn abbiegst.

Muster auflösen: Ein wichtiges Ziel systemischer Beratung

Wie wird man solche Muster nun los? Wie schaffe ich es, diesmal nicht voller Selbsthass mein Blog hinzuschmeißen? Es kann zum Beispiel helfen, nach Ausnahmen zu fragen. Schmeiße ich wirklich IMMER ALLES hin? Was waren die Gelegenheiten, in denen ich Dinge durchgehalten habe? Was war da anders? Das sind ganz typische systemische Fragestellungen, die oft schon für einen echten Aha-Effekt sorgen und das eigene Selbstbild weniger starr werden lassen. Stimmt, ich habe auch schon viele Dinge in meinem Leben durchgehalten! Spannend ist auch die Frage: Was sind die guten Gründe dafür, Dinge nicht zu Ende zu bringen? Und was ist weniger hilfreich daran?

Bei diesem Blog wird alles anders - oder?

Wir werden sehen, ob ich meinem Glaubenssatz mit diesem Blog weitere Nahrung gebe - oder ob ich es schaffe, das starre Muster aufzulösen. Ich bin gespannt - und neugierig:

Hast du auch solche starren Muster und Glaubenssätze? Wenn ja, welche sind das? Und wie gehst du damit um?